"Es geht um Achtsamkeit, um Sanftheit, um Stille und Freiheit aber auch um ein tiefes In-Der-Wirklichkeit-Gegründet-Sein.
Der Tee-Weg führt hin zum Leben, zur Verfeinerung der Wahrnehmung dessen, was wir als alltäglich erachten."
(aus "Zen in der Kunst des Tee-Weges" H.Hamitzsch)
Die Teezeremonie war einst ein wichtiger Teil chinesischen Kultur und ist heute noch vor allem in Südchina und Taiwan weit verbreitet. Die jüngere Generation kennt sie aber auch dort wohl nur noch aus Filmen und Erzählungen.
GongFuCha ist die praktizierte Tee Philosophie und dem CHAN bzw. ZEN Buddhismus sehr verbunden. Die praktisch durchgeführte Teezeremonie hingegen ist "ChaXi", die kultivierte Zubereitung von Tee. Hiervon gibt es viele Varianten.
Schätzt man dieses Ritual so sehr, dass es fester Teil der eigenen Lebensweise wird, wandelt man auf dem Cha Dao, dem Weg des Tee.
Die chinesische Teezeremonie ist weniger ritualisiert als die japanische. Sie gleicht eher einer Verkostung in geselliger Runde, ähnlich einer Weinprobe. Man genießt man mehrere Sorten und die unterschiedlichen Charaktere der verschiedenen Aufgüsse bei guten Gesprächen in angenehmer Gesellschaft.
Koffein Überdosis durch Cha Xi?
Eine der zahlreichen Internet Legenden behauptet dies zwar, aber die Beweisführung ist recht dünn. Die Verbreiter dieser Theorie haben offenbar noch nie an einer Teezeremonie teilgenommen.
Ich persönlich meine: Auch bei längeren GongFuCha Teerunden braucht niemand Angst vor einer Überdosis Koffein zu haben. Warum?
Erstens:
Im Durchschnitt enthält Tee nur halb so viel Koffein wie Kaffee. Bei Kaffee gilt es jedoch als wissenschaftlich anerkannt, dass auch ein Dauerkonsum von bis zu 6 Tassen pro Tag kein Gesundheitsrisiko darstellt.
Zweitens:
Pro Schälchen Tee trinkst Du erheblich weniger Koffein als bei Kaffee oder gar Espresso. Warum? Nicht nur, weil die Schälchen erheblich kleiner als normale Tassen sind.
Koffein ist stark wasserlöslich. Der erste Aufguss ist jedoch der sogenannte "Blattöffner" und dient der Reinigung. Er wird nicht getrunken, sondern den magischen Geschöpfen der Welt geopfert (weggeschüttet).
In diesem ersten Aufguss ist jedoch bereits ein großer Teil des Koffeins gelöst. Alle weiteren der immerhin bis zu sechs "richtigen" Aufgüsse basieren aber auf dem gleichen Teesubstrat. So lösen sich nach und nach die schwerer löslichen Wirk-, Duft- und Geschmacksstoffe und führen zu immer neuen Geschmackserlebnissen. Eventuell noch vorhandene Koffeinreste jedoch dünnen immer weiter aus.
In der Praxis werden auf diese Weise 7 bis 9 Gramm Tee in bis zu 1L Wasser gelöst. Von dieser Menge bekommt aber der Gast einer Teezeremonie vielleicht nur ein Fünftel gereicht. Erst dann wird eine neue Sorte ausfgebrüht.
Drittens:
Koffein ist in Lebensmitteln unterschiedlich stark gebunden. Bestimmte im Tee enthaltene Aminosäuren (insbesondere L-Theanin) und Gerbstoffe puffern und binden das Koffein. Sie machen es damit deutlich verträglicher.
Außerdem...
...liegt die Ursache von Beschwerden durch angebliche Tee Überdosen vielleicht eher in der schlechten Qualität des verwendeten Tee oder Wassers (Pestizit Rückstände, Verunreinigungen etc.).
Jedenfalls...
...sind mir von Teezeremonie Teilnehmern noch nie negative Koffein Auswirkungen berichtet worden. 😊
Oolong - Der dunkle Drache
In der Teezeremonie verwende ich vorwiegend erlesene Hochland Oolong (WuLong) Tee's aus Taiwan. Für meinen Geschmack sind das die besten Tee's der Welt.
Oolong Tee ist halbfermentierter (halboxydierter) grüner Tee. Auf seinem Weg vom grünen zum schwarzen Tee wird die Fermentation durch Oxydation geziehlt unterbrochen. Diese aufwändige Verarbeitungsweise führt zu einem gehobenen Preissegment und einem daraus resultierendem geringen Weltmarktanteil.
Viel verbreiteter ist grüner (unfermentierter) Tee. Zu den "10 großen Tee's von China" zählt auch der sehr aromatische "Drachenbrunnentee (Long Jing)". Ein vorzüglicher Grüner Tee, den ich ebenfalls gern meinen Gästen anbiete.
Natürlich kannst Du Oolong Tee auch im heimischen Teegeschäft oder Online Shop kaufen. Die dort angebotenen Tees sind jedoch leider überwiegend nur Industrieware auf "Teebeutel" Niveau, qualitativ unterstes Level. Ich bezeichne solche Produkte daher gern als "Kistenkratz" oder "Bahndamm 3. Ernte". 😉
Für guten Tee muss man einiges hinblättern. Doch relativiert sich der hohe Preis nicht nur wegen der exquisiten Qualität sondern auch durch die deutlich höhere Anzahl an möglichen Aufgüssen.
Shen Nong und der Tee - Die Legende
"...Zu jener Zeit lebte auch ShenNong, der "göttliche Landmann". Es heißt, dass er es war, der den Menschen, die seinerzeit noch vom Jagen und Früchtesammeln lebten, die Kunst des Ackerbaus beigebracht hatte.
So ermöglichte er ihnen ein sesshaftes Leben. Den Menschen ging es folglich gut, bevor die Schädlinge und Krankheiten über sie herfielen. ShenNong musste mit ansehen, wie immer mehr Menschen von Seuchen und Krankheiten dahingerafft wurden und er sann über Möglichkeiten nach, ihnen zu helfen. So machte er sich auf, Heilkräuter zur Behandlung zu finden.
Er wanderte durch Berg und Tal und probierte all die verschiedenen Kräuter und Gewächse die er finden konnte, an sich selbst aus.
Wie verschieden waren doch die Geschmackseindrücke und die Wirkungen! Manche waren süß, andere bitter und salzig. Bei einigen spürte er Frische und Kühle in seinem Körper, bei anderen wiederum wurde ihm heiß und schwindelig. Unzählige Male erlitt er selbst Vergiftungen.
Der Überlieferung nach soll ShenNong an einem einzigen Tag 72 giftige Pflanzen zu sich genommen haben. Die Legende berichtet, dass ShenNong nur deswegen keinen Schaden erlitt, weil er zur Neutralisierung der Gifte Tee trank.
Nur zufällig hatte er den heilsamen Effekt der Teeblätter entdeckt, als er an einem sonnigen Tag die Blätter einer unbekannten Pflanze ausprobierte. Sein Mund wurde draufhin ganz trocken, die Zunge taub und gefühllos. Als ihm dann noch schwindlig und schwarz vor Augen wurde, ließ er den Beutel mit den Kräutern fallen und lehnte sich vor Schwäche an einen großen Baum.
Ein Lufthauch trug ihm plötzlich einen reinen und frischen Duft in die Nase, dessen Ursprung er nicht sogleich erkennen konnte. Er hob den Kopf und schaute sich um. Aber er sah nur, wie einige leichtend grüne Blätter langsam im Wind tanzend von dem Baum herabfielen. Er griff sich aufs Geradewohl eines dieser Blätter, steckte es in den Mund und zerkaute es langsam.
Es hatte ein bitteres Aroma, das aber alsbald von einem süßlichen Nachgeschmack abgelöst wurde. Er kaute weiter und schluckte das Blatt schließlich vollständig herunter. Nachdem er es verzehrt hatte, wurde der Geschmack der in seinem Mund zurückblieb noch lieblicher und ein äußerst angenehmes Gefühl ging damit einher. Der Schwindel, der ihn zuvor ergriffen hatte, ließ wieder nach und er empfand sich als geistig angeregt und erfrischt.
Überrascht und erstaunt hob er weitere Blätter auf und betrachtete sie sorgfältig. Die Blattform, die Blattzeichnung und das Grün unterschieden sich von allen Bäumen und Sträuchern, die er zuvor untersucht hatte. Deswegen pflückte er schnell noch ein paar Sprossen, Blüten und Früchte und kehrte heim. Wegen des ursprünglich bitteren Geschmackes nannte er diese Art von Bäumen "Tu", Bitterkraut..."
So wurde der Tee entdeckt, welcher in frühester Zeit in China als Bitterkraut bezeichnet wurde.
ShenNong wird von den Menschen bis heute als derjenige verehrt, der ihnen - als Gott des Ackerbaus - nicht nur den Getreideanbau brachte, sondern zudem die Medizin und nicht zuletzt den köstlichen Tee, der weit mehr ist als ein Heilmittel!
(Aus "Als das Welten Ei zerbrach - Mythen und Legenden Chinas (Zimmermann/Gruschke, Verlag Diederichs Gelbe Reihe, Hugendubel,2008))
EGCG, GABA und die heilenden Wirkungen von Tee
Grüner Tee und leicht fermentierter Oolong Tee enthalten besonders viel des seltenen Antioxidans EPCG (Epigallocatechingallat).
Mehrere wissenschaftliche Studienzu EGCG (z.B. aus Japan) bestätigten positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel, bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson und der Stärkung der Immunkräfte, hier unter anderem bei Multipler Sklerose, aber auch gegenüber HI- und Influenza Viren.
Einer indischen Studie zufolge soll regelmäßiger Teekonsum sogar dazu beitragen können, das Wachstum bestimmter Krebszellen zu hemmen.
Der in einem speziellen Verfahren (Stickstoffzufuhr und Sauerstoffentzug während der Fermentation) hergestellte GABA (Gabalon) Tee enthält bis zu 50 Mal mehr des auch sonst in Tee vorkommenden Neurotransmitters GABA (GammaAminoButyricAcid).
GABA beruhigt das zentrale Nervensystem und senkt den Blutdruck. Es wirkt daher besonders entspannend, entzündungs- und schmerzlindernd. GABA Tee soll einerseits die Konzentrationsfähigkeiten verbessern, andererseits aber auch das Einschlafen erleichtern. GABA soll darüber hinaus auch positive Wirkungen bei der Behandlung von Depressionen und Angstzuständen zeigen.
In der Literatur wird noch von vielen weiteren heilenden Wirkungen des Tee berichtet. Doch "probieren geht über studieren!". Trink einfach regelmäig guten Tee und beobachte, was das an Dir und in Dir ändert.